Freitag, 17. Juni 2011

Probeläufe

Während ich mich für die Tour durch den Himalaya lediglich mit Lauftraining vorbereitet hatte, habe ich diesmal auch eine Bergbesteigung ins Vorprogramm gelegt. Genauer gesagt: es waren zwei Bergbesteigungen, die ich zusammen mit meinem Freund Ahmet, der ebenfalls an der Ararat-Tour teilnehmen wird, absolviert habe.
Unsere Wahl fiel auf den ca. 100 km östlich von Istanbul entfernten Berg Kartepe in Kocaeli, der immerhin 1.699 m hoch ist.

Die erste Besteigung war am 28.05.2011. Allerdings ist der Kartepe - bis auf eine wenig schön zu belaufende Asphaltstraße - nur durch Försterwege erschlossen. Und die hatten wir bei der ersten Besteigung anfangs gar nicht gefunden. So war der erste Versuch eher eine Art Querfeldeinlauf durch dichten Dschungel. Zum Glück hatten wir (Ahmet, ein Freund und ich) eine Machete dabei. Das Wetter war sehr nebelig und auch kalt. Die Strecke betrug letztendlich 9,22 km, die wir in 3 Stunden und 50 Minuten beendeten. Wir stiegen bei 170m Höhe beim Ort Balaban in den Berg ein und erreichten eine Höhe von 1.220m. Aufgrund der kraftraubenden Strecke und der schlechten Wetterverhältnisse hörten wir an der Asphaltstraße auf und ließen und abholen. Den Weg hoch ins Skigebiet und das dortige Green Park Resort sparten wir uns. Das nebenstehende Profil habe ich mit der iPhone App Endomondo erstellt. Die Strecke war trotzdem sehr schön. Wir wanderten zunächst an einem Bachlauf entlang und fanden sogar 2 Schildkröten. Später stießen wir auch auf einen breiten Försterweg, der uns das Wander erleichterte. Nur zwischendurch war es sehr abenteuerlich.

Für den nächsten Versuch nahm ich mir daher vor, eine richtige Wanderroute auszuspähen. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn für den Kartepe gibt es m.W. keine Wanderkarten. So suchte ich mit der Satellitenansicht von Google Maps mögliche Wege. Ich fand einen vom Dorf Suadiye bis zum Green Park Resort. Die Wanderpunkte markierte ich dann im Web mit GPSies.com und erhielt eine ziemlich gute Strecke. Wer Interesse hat, findet sie unter diesem Link. Nun stand ich aber vor einem anderen Problem: Wie bekommt man die Karte auf das iPhone? Es gibt verschiede Apps, die das ermöglichen, allerdings benötigen diese dann einen Internetzugang, um die Karten anzuzeigen. Es gibt auch Apps, für die man Karten herunterladen kann, aber eine Karte von dem Kartepe gibt es nicht. Dann fand ich die Lösung: Mit der App Gaia GPS kann man zuerst online die möglichen Karten ansehen und abspeichern und die App führt diese dann mit der importierten Route von GPSies zusammen. Man kann also offline durch das Gelände, darf sich dann aber nicht großartig verlaufen, weil es ohne 3G-Signal keine online-Karten gibt.
Den zweiten Versuch starteten Ahmet und ich (sowie ein weiterer Freund) also am 17.06.2011. Die Strecke betrug 10,12 km und die Gesamthöhe 1.202m. Für die Strecke brauchten wir (mit Pausen) 4 Stunden und 18 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 2,3 km/h.
Die Vegetation ist sehr schön. Alles ist grün. Der Wald ist sehr dicht. Der Boden ist teilweise sehr lehmig und rotbraun. Auf dem Weg fanden wir viele kleine wilde Erdbeeren, an denen wir uns gütlich taten. Auch diesen Mal war es diesig und schwül und später nebelig. Zwischendurch kamen wir diesmal in einen kurzzeitigen Regenschauer, der vor allem Ahmet auf dem falschen Fuß erwischte, denn er hatte keine Regenjacke dabei. Insofern haben wir wieder etwas gelernt: Das Wetter in den Bergen ist sehr unsicher und kann von einer Minute zur anderen umkippen. Man muss immer - auch auf so einem kleinen Berg - gut ausgerüstet sein. Auch meine Vorbereitung mit der Karte hatte sich als sehr sinnvoll erwiesen. Denn wir kamen oft an Weggabelungen, an denen wir ohne iPhone wirklich nicht gewusst hätten, wo wir weiter hätten gehen sollen. Und man kann sich in einem solchen Gebiet schnell verlaufen. Das Fortkommen ist nicht so trivial und ich möchte ehrlich gesagt nicht im Dunkeln durch den Wald staksen und auf Bären treffen.

Für mich haben die beiden Testläufe auf jeden Fall etwas gebracht. Erstens bin ich die Schuhe wieder eingelaufen. Dort, wo sie drücken, konnte sich schon etwas Hornhaut bilden. Die Etappe ist vom Schwierigkeitsgrad her m.E. schon ziemlich nah an dem dran, was uns auf dem Ararat erwartet. Denn auch dort werden wir pro Tag ca. 1.000 Höhenmeter überwinden und die Laufzeit 4-5 Stunden betragen. Und ich habe auch die Natur und Abgeschiedenheit genossen. Das tut wirklich gut, wenn man den ganze Zeit in einer Mega-Großstadt mit 15 Mio. Einwohnern lebt.