Mittwoch, 27. Juli 2011

Tag 4: Aufstieg zum 2.Camp (4.117m)

Die Nacht verlief wieder recht durchwachsen. Morgens war es immer sehr kalt, solange die Sonnenstrahlen unsere Körper noch nicht erwärmen konnte. Sobald sie uns erreichte, wurde es allerdings recht schnell warm.
Die Lastpferde
An diesem Morgen musste alles sehr schnell gehen: Aufstehen, Anziehen, Tasche fertig machen, Frühstücken, Zelt abbauen. Da Hülya und Gönül nicht weiter aufsteigen konnten, hatte sich unser Führer Gökay dazu entschieden, das Kochzelt, ein Zelt für die beiden Frauen und den Kochgehilfen im Basiscamp zu lassen. Der Rest wurde - noch während wir frühstückten - auf Pferde gepackt. Die Pferde gehören kurdischen Reitern, die nichts anderes machen, als mit ihren Pferden den Berg rauf- und wieder runterzureiten. Oftmals werden die Pferde auch von Jugendlichen und Kindern begleitet. Anscheinend "buchen" die Gruppenführer rechtzeitig vorher die Pferde, so dass sie dann zum Verladen an den Zelten sind. Jedenfalls haben wir die gleichen Pferde und Pferdeführer auf verschiedenen Höhen im Berg angetroffen. Auch junge Fohlen müssen schon mit ihrer Mutter den Berg hoch- und herunterlaufen und werden so an diese Strapazen gewöhnt.
4.117m: Küchenzelt im 2.Camp
Der Aufstieg ins 2. Camp war uns ja noch vom Vortag bekannt. Da ich nicht wusste, ob der Akku des iPhones für das GPS-Tracking von Endomondo ausreichen würde, hatte ich den Aufstieg bereits am Vortag aufgezeichnet. Insofern machte ich dann an diesem Tag keine Aufzeichnung mehr.
Ich gehe davon aus, dass wir ebenfalls ca. 3 Stunden für die ca. 800 Meter Höhenunterschied benötigt haben. Auf jeden Fall campierten wir ca. 50 Meter tiefer als der Punkt, den wir bereits am Vortag erreicht hatten. Oben war es wohl schon voll gewesen. Ich wäre lieber noch höher gestiegen, um dann nicht am nächsten Tag diese Strecke noch gehen zu müssen. Harald war natürlich auch an diesem Tag schon vorausgeeilt und hatte daher auch irgendwo weiter oben Rast gemacht. Da wir nicht weiter zu ihm hochkamen, stieg er nach einer längeren Wartezeit wieder zu uns hinab.
Der "Kleine Ararat"
Ahmet und ich hatten inzwischen einen Standort für unser Zelt ausgemacht und den Untergrund mit deutscher Gründlichkeit geebnet. In dieser Nacht sollten wir zu Dritt in einem Zelt übernachten. Erstens, weil hier oben ohnehin nur wenige Zeltplätze waren und zweitens, weil es zu zweit zu kalt im Zelt wäre. Als endlich die Pferde ankamen und wir uns ein Zelt holten und aufbauen wollten, stellten wir fest, dass das Zelt für den von mit fein säubelich erstellten Natursteinmauern begrenzten Zeltplatz zu klein war. Wir mussten schweren Herzens alle Mauern einreißen und bekamen das Zelt gerade noch eben so auf die vorgesehene Stelle.
Wir waren ja relativ früh am 2. Camp angekommen. Nach dem Zeltaufbau sollte es auch schon bald das "Abendessen" geben. Die Sonne würde früh untergehen und es wäre ohnehin zu kalt, um draußen zusammenzusitzen. Daher bereiteten wir unsere Sachen für den Folgetag vor und versammelten uns bei Gökay, der uns das Klettern mit Steigeisen und Pickel beibringen wollte.
Nach wie vor bestand die Hoffnung, dass die Schneefelder beim Aufstieg noch hart genug sein würden, wenn wir früh genug losgingen. Da das aber nicht garantiert werden konnte, bekam jeder von uns passende Steigeisen und einen Pickel. Auf einem nahe gelegenen Schneefeld zeigte Gökay uns dann, wie man die Steigeisen anlegt, mit ihnen steigt, den Pickel benutzt und was man auf keinen Fall machen darf. Jeder nahm dann seine Eisen und Pickel mit und verstaute sie auf dem Rucksack.
Panorama vom 2.Camp (4.200m)
Dann gab es auch schon Abendessen. So gegen 16.30 Uhr verzogen wir uns in unsere Zelte, weil wir spätestens um 2 Uhr Nachts starten wollten. Unser angebliches 3-Mann-Zelt war eher ein 2,5-Mann-Zelt und wir drei lagen dort drinnen wie die Ölsardinen. Ahmet und Harald lagen außen mit dem Kopf zum Zeltausgang, ich in der Mitte mit dem Kopf an ihren Füßen. Obwohl wir ziemlich fertig vom Tagesprogramm waren, war es natürlich schwer, unverzüglich einzuschlafen. Es war früh, eng, stickig und warm. Mit offenen Schlafsack wurde es schnell kühl. Jede Bewegung konnte den anderen stören, so dass man auch kaum wagte, sich zu bewegen. Alles in allem kann ich nur noch einmal betonen: Zelten ist wirklich nichts für mich.