Freitag, 29. Juli 2011

Tag 6: Rückkehr und Besichtigungen

Pause beim Abstieg
Nachdem wir bereits in der vorherigen Nacht kaum geschlafen hatten, wurde diese auch nur kurz. Wir wollten früh aufstehen und absteigen, weil wir noch viel vorhatten an diesem Tag. So klingelte der Wecker um 6 Uhr und Frühstück gab es kurz darauf. Wir packten unsere sieben Sachen, die Zelte wurden abgebaut und zusammen mit Kochzelt und dem Gepäck auf die pünktlich erschienenen Pferde gepackt. Um 06:45 Uhr wanderten wir dann auch schon los. Die Sonne wärmte uns und je tiefer wir kamen, desto angenehmer wurde auch das Laufen.
Im "Ararat Cafe"
Hülya hatte bereits schon nach wenigen Metern Probleme. So musste sich Gökay wieder um sie kümmern und wanderte langsam mit ihr bergab, während der Rest der Truppe normal weiter wanderte. Unser Ziel war der Übergabeplatz kurz vor Eliköy, an dem wir vor ein paar Tagen den Bus verlassen und losgewandert waren. Zwischendurch kamen wir auch wieder gegen 9 Uhr am "Ararat Café" vorbei und tranken etwas. 
Im Nachhinein muss man sagen, dass wir mit dem Wetter sehr viel Glück hatten. Als wir angereist waren, war der Gipfel noch stark bewölkt gewesen. Aber seitdem wir uns auf den Gipfel zubewegten, waren alle Wolken verschwunden. Auf dem Summit dann war das Wetter traumhaft, wenn auch kalt. Nun, wo wir auf dem Rückweg waren, schien ebenfalls die Sonne.
Erfrischende Wassermelone
Der gesamte Abstieg dauerte 4 Stunden, so dass wir um kurz vor 10 Uhr am Busplatz waren. Dort erwartete uns auch schon der Bus. Der Busfahrer hatte eine große Wassermelone mitgebracht, die er aufschnitt und an uns verteilte. Sehr lecker. Bis alle Gruppenteilnehmer eingetrudelt waren, dauerte es ein bisschen. Auch auf die Pferde mit dem Gepäck mussten wir warten. Als sie dann ankamen, wurde das Gepäck umgeladen und Ahmet machte den Spaß, sich auf dem Pferd ablichten zu lassen. Es gibt auch ein Foto mit ihm in Kämpferpose - anscheinend schäumte er über vor Adrenalin. Die anderen machten dann auch Fotos auf dem Pferd - das arme Tier. Als hätte es nicht schon genug zu tragen gehabt.
Ahmet zu Pferd
Die Rückfahrt mit dem Bus ins Hotel war wieder holprig und dauerte. Unterwegs nahmen wir noch einen Fußgänger mit. Man muss sich das so vorstellen, dass die Leute dort viel zu Fuß gehen und dann - wenn mal ein Auto oder Bus vorbeikommt - auch irgendwie mitgenommen werden. Unser Bus war zwar schon bis zum Bersten voll, aber der gute Mann stellte sich einfach auf die rückwärtige Leiter des Busses, die außen auf das Dach führte. 
Im Hotel gönnten Harald, Ahmet und ich uns den Luxus, jeder ein Doppelzimmer zu nehmen. Warum wir darauf nicht schon am ersten Tag gekommen sind, ist mir nach wie vor schleierhaft. Jedenfalls mussten wir ca. 20 EUR pro Person mehr zahlen - aber das war es uns wert. Jeder konnte jetzt ausgiebig Duschen, was wir ja seit Tagen nicht mehr konnten. 
Ohne Worte
Dann trafen wir uns um 15 Uhr in der Lobby und fuhren mit dem Minibus nach Doğubeyazıt, um dort ein wenig zu Bummeln. Ich wollte einen Teppich kaufen und Ahmet und Harald wollten zu Friseur. Der erste Stopp war dann bei einem Teppichgeschäft, deren Inhaberehepaar perfektes Deutsch sprachen. Ich suchte mir einen kleinen Teppich aus und kaufte ihn. Dann ging es weiter zum Friseur. Zunächst wurde Harald rasiert, so wie er es wohl noch nie erlebt hatte. Er war jedenfalls sichtlich zufrieden. Bei Ahmet machte der Friseur das volle Programm: Bart und alle möglichen anderen Gesichtshaare, die ich hier lieber nicht erwähnen möchte, wurden ihm mit Messer und Wachs entfernt. Alles in allem hat es ca. 45 Minuten gedauert und Ahmet hat m.W. 10 TL, also weniger als 5 EUR für beide, bezahlt. Unfassbar.
An der iranischen Grenze
Den Rest der Truppe holten wir ein wenig später mit dem Bus im Hotel ab und führen zunächst Richtung iranische Grenze. Dort gab es die an solchen Grenzen übliche lange LKW-Schlange auf der rechten Spur vor dem Zoll. Unter anderem sah ich auch einen Doppeldecker-PKW-Transporter, der voll mit Porsche Panamera war. Die Perser wissen halt, Qualität zu schätzen.
Kurz vor der Grenze bogen wir aber ab und fuhren bis zu einem Krater in Gürbülak, der durch einen Meteoritenabsturz im September 1892 entstanden war. Er ist mit einem Durchmesser von 35 Metern und einer Tiefe von 60 Metern der weltweit zweitgrößte Krater dieser Art. 
Arche Noah
Danach ging es weiter zum angeblichen Fundort der Arche Noah. Diese Fundstelle ist nicht direkt am Ararat sondern ca. 20 Km entfernt in einem hügeligen Gebiet. Wir konnten auch nicht direkt zu der Stelle sondern lediglich an einen Aussichtspunkt, der sich etwas höher und gegenüber befindet. Von dort aus hat man einen sehr guten Blick und die Formation ist durchaus interessant. 
Sehr schön ist aber überhaupt die Gegend drumherum. Ich hatte mir Ostanatolien viel karger und rauer vorgestellt. Aber es ist eine sehr schöne, grüne, hügelige Region. Es wird durch den Ararat und die Ausläufer der ebenfalls hohen, iranischen Berge geprägt. 
Wunderschönes Anatolien
Unsere Fahrt von der Arche Noah zum Ishak Pasa Palast führte uns über Landstraßen durch diese wunderschöne, sanft geschwungene Hügellandschaft. Die untergehende Sonne tauchte alles in klare, warme Farben. Überall sah man Vieh und bereits zu Ballen geformtes Getreide oder Gras. Wenn man davon ausgeht, dass der Vulkan Ararat diese Erde sehr fruchtbar gemacht hat und sich in der Hochebene vermutlich viel Grundwasser befindet, ist es eine sehr reiche Region. Außerdem werden ja auch noch Ölvorkommen hier vermutet. Insofern ist es verständlich, dass die Türkei diese Region nicht einfach abgeben möchte.
Ishak Pascha Palast
Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir dann zum Ishak Pascha Palast, der allerdings nicht mehr geöffnet war. Daher setzten wir uns in ein etwas höher gelegenes Café, tranken Tee und genossen den Sonnenuntergang und den Ausblick auf den Palast. Man hat augenscheinlich versucht, die fehlenden Elemente des Palastes nicht einfach originalgetreu nachzubauen, sondern sich für eine Lösung entschieden, dass man besser fremdes Material wie Stahl und Glas benutzt, damit Altes und Neues besser zu erkennen ist. Ein durchaus gelungener Ansatz. Der auf Türkisch genannte İshak Paşa Sarayı ist erst ca. 300 bis 400 Jahre alt, er steht aber auf den Resten einer Festung, die ca. 2.800 Jahre alt sind. Der heutige Bau vereint verschiedene Baustile der Region. Die ehemaligen goldenen Tore befinden sich heute in der Eremitage in St.Petersburg. Ishak ist übrigens eine islamische Schreibweise für Isaak, so wie Süleyman für Salomon oder Davut für David.
Unser Guide Gökay
Nach dem Stopp beim Palast kehrten wir in das Hotel zurück. Das Abendessen wartete bereits auf uns. Wir waren alle hungrig. Ahmet, Harald und ich hatten zuvor unserem Guide Gökay vom "Radler" bzw. "Alsterwasser" erzählt und wollten ihm eins zubereiten. Allerdings hatte das Hotel statt Fanta oder Sprite nur so ein etwas süßliches Limonadengetränk, mit dem unser türkisches Radler dann überhaupt nicht schmeckte. Gökay war dementsprechend  nicht sehr überzeugt. Wahrscheinlich wird er das jetzt nie wieder im Leben probieren. 
Den Abend ließen wir alle zusammen auf der Dachterrasse ausklingen und tranken noch einen Tee. Wir waren jetzt 2 Tage hintereinander sehr früh aufgestanden und auch am nächsten Tag mussten wir sehr früh raus, weil die ersten Teilnehmer - so auch Harald - schon am frühen Vormittag aus dem immerhin noch 2 Stunden entfernten Van abfliegen sollten. So gingen wir relativ bald in unsere Zimmer.